Die Beck'sche Reformbewegung von 1712 bis 1719


Wir heutigen Christen, die wir uns in Ökumene nach der Einheit in Jesus Christus sehnen - damit sie eins seien -, verstehen die Regelung ''cuius regio, eius retigio / wessen Gebiet, dessen Religion nicht mehr. Aufgrund dieser Rechtslage trat Bärenthal in den Jahren 1712-1719 aus seiner Verborgenheit an das Tageslicht und bewegte die Gemüter der damaligen kirchlichen und weltlichen Behörden. Nachstehend sei einiges aus dem Artikel des Beiblattes zum ''Zoller''/Mz 1932 berichtet:
 
Um das Jahr 1712 hielt sich in Bärenthal der von dort gebürtige Student der Theologie, Jakob Beck, auf, Er war der Sohn eines Bauern und hatte in Villingen im Schwarzwald, Rottweil, Freiburg, Prag, Luzern und Wien studiert, Nach Absolvierung seiner Studien kehrte J. Beck in seine Heimat zurück, da er die Absicht hatte, in den Weltpriesterstand einzutreten. Damals bestand aber in dem Bistum Konstanz, zu dem auch Bärenthal gehörte, die Anordnung, die geistlichen Weihen erst darin zu erteilen, wenn der betreffende Kandidat auch schon im Besitze einer wirklichen geistlichen Pfründe war. Im Hinblick auf diesen Umstand bewarb sich nun J. Beck um verschiedene Stellen, so auch um die Kaplanei zu Stetten am kalten Markt, welche zu jener Zeit der Herrschaft des Grafen Fugger unterstellt war. Alle seine Bemühungen, ein geistliches Benefizium zu erlangen, schlugen jedoch aus irgendwelchem Grunde fehl.
Beck geriet indessen allmählich in Armut und Not. Die väterlichen Mittel waren verbraucht, passende Arbeit war aber in dem damals überbevölkerten Bärenthal und auch in der Umgebung nicht zu finden.
 
Durch seinen ersten Aufenthalt in Ebingen, wo er in lutherischen Kreisen verkehrte und die ihn mit Büchern und Traktätlein versorgten, stellte Beck nun in seiner Heimat Bekehrungsversuche an und sammelte um sich eine Zuhörerschaft, die sich anfangs größtenteils aus Verwandten zusammensetzte. Unter diesen taten sich als besonders hervor der Zimmermann Johann Dannöffel, Veronika Bock, Eheweib des Dannöffel, Schwester von Jakob Beck, sowie die Wirtin zum Ochsen Anna Maria Beck. Dem Stift in Beuron, zu dem Bärenthal kirchlich gehörte, wurde inzwischen das Treiben in Bärenthal bekannt und es erstattete pflichtgemäß Bericht an das Bischöfl. Ordinariat nach Konstanz. Beck wurde nun durch eigens hierzu entsandte Männer nach Konstanz geführt. Hernach wurde Beck wieder nach Bärenthal entlassen, jedoch mit der ernstlichen Weisung, "fürderhin nicht wieder gegen den katholischen Glauben zu reden und zu disputieren".
 
Bis 1716 verhielt sich dann Beck auch ruhig, wenigstens trat er mit seinen Bekehrungsvorschriften nicht öffentlich hervor. Von da ab aber begann er wieder, von dem Pastor Ullrich von Zürich, den er anlässlich seiner Konstanzer Haft kennen gelernt hatte, und einem lutherischen Geistlichen in Tuttlingen namens Hochstädter unterstützt, die neue Lehre zu predigen.
Bald hatte Beck wieder eine Schar von Anhängern um sich, worunter sich außer dem oben genannten Zimmermann Hans Dannöffel der Weber Georg Beck, der Nagelschmied Kaspar Braun, und der Gipser Job. Michael Schalleiter befanden. Die indessen immer weiter um sich greifende Glaubensbewegung führte zu allerhand Unzuträglichkeiten und Zwistigkeiten in der Gemeinde, so dass sich endlich das vorderösterreichische Obervogteiamt in Spaichingen, welchem die hohe Gerichtsbarkeit über Bärenhtal zustand, auf Grund der gesetzlichen Vorschriften veranlasst sah, in die Angelegenheit einzugreifen. Am 19. Februar 1719 wurde Jakob Beck mit seinen vier Genossen in Bärenthal abgeholt und gefänglich nach Spaichingen abgeführt.
 
Jakob Beck und der Zimmermann Job. Dannöffel beharrten auf ihrer Lehre und wurden deswegen bis zum 9. Juli 1719 in Haft behalten und nachher nach Wien abgeliefert. Pastor Ullrich von Zürich machte indes allerlei Versuche, bei hohen und höchsten Stellen die Gefangenen als zu Unrecht leidende Menschen wieder frei zu bekommen und Schutz für dieselben zu erlangen. Jedoch hatten seine Bemühungen vorerst keinen Erfolg, Man glaubte nun, dass wieder Ruhe in Bärenthal eingekehrt sei, und die Beuroner Chorherren hatten zur Festigung des Glaubens am Orte eine Mission veranstaltet. Während dieser Mission aber verließen vorgenannte Männer mit ihren Familien und nächsten Angehörigen sowie einige Frauen, worunter sich auch zwei Schwestern des Jakob Beck befanden, im ganzen etwa 40 Personen, Bärenthal und flüchteten zu Pastor Ullrich nach Zürich, von wo aus diese durch dessen Vermittlung den Schutz seiner Majestät des Königs von Preußen und des Herzogs von Württemberg in Anspruch nahmen. Ersterer intervenierte bei dem kaiserlichen Hofe zu Wien dahin, dass den zum lutherischen Glauben übergetretenen Bärenthalern das ins flebile emigrandi (das zu beweinende Recht der Auswanderung) eingeräumt wurden möchte, letzterer dagegen bot ihnen in seinem Lande eine Freistätte an. Von diesem Anerbieten Gebrauch machend, übersiedelten die vorgenannten Personen nach Mönchsheim im württembergischen Oberamt Leonberg.
 
Anscheinend sind aber die Auswanderer', wie nachstehend ersichtlich ist, nicht lange in Mönsheim geblieben. Nach Ausweis des Schultheißenamtes Mönsheim aus dem Jahre 1878 befanden sich damals keine Nachkommen der ehemaligen Bärenthaler in dieser Gemeinde. Hingegen treffen wir solche an in Wurmberg und der dazugehörigen Teilgemeinde Bärental (Neubärental).

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